(geschrieben von Claudio Lauria)

 

Als damals mein Vater den Ort erwähnte, ahnte ich noch nicht, was er damit sagen wollte: WIPPERFÜRTH! Wir lebten schon seit einigen Jahren in Neu-Isenburg bei Frankfurt a.M. und allmählich gewöhnte ich mich an die Umgebung und an die deutsche Sprache; Wipperfürth war damals ein richtiger Zungenbrecher für mich.

Die Reise führte uns aus dem tiefsten Süden - Sizilien - bis nach Frankfurt; und ich war wirklich froh, endlich Freundschaften schließen zu können. Umso schwieriger fiel es mir Neu-Isenburg zu verlassen.

     

Unser damaliges "Ristorante Europa" diente uns Kindern als richtige Spielwiese, denn wirkliche Wiesen mit Kühen kannten wir nicht. Wir lebten mitten in der City an der Frankfurter Str. und wer nach Frankfurt wollte, musste an unserem Restaurant vorbei fahren.

Ich kann mich noch genau daran erinnern wie Beppo zur Türe rein kam und sagte: " Wir werden demnächst umziehen und ein kleineres Restaurant führen!" Er versprach uns viele Vorteile von dem Umzug, denen wir skeptisch entgegen schauten. "Was soll es schon Interessantes in einem kleinen Kaff wie Wipperfürth geben?" fragten wir uns. Mir war nicht klar, was ihn zu dieser Entscheidung bewegt hatte, bis wir in Wipperfürth ankamen.

 

(Nina und Giuseppe 1971)

 

Zwischenzeitlich ist unser Paps zwei Jahre lang zwischen Wipperfürth und Frankfurt gependelt, denn der Umbau einer Arztpraxis in eine Pizzeria mit Wohnhaus ist leichter gesagt als getan.

Dann war es irgendwann soweit! Ich glaube es war im Spätsommer 1981, da sagte mein Vater zu uns: "Kinder, packt Eure Lieblingssachen zusammen, denn morgen geht's zur neuen Heimat mit den vielen Kühen!" Ich war aufgeregt und enttäuscht zugleich. Endlich mal viel Grün zum spielen, aber musste meine neuerworbenen kleinen Freunde zurück lassen.
Was für ein Dilemma!

     

(Stella, Salvatore, Claudio 1987)

 

Als wir nach unendlicher Fahrt - für Kinder ist jeder Kilometer eine Ewigkeit - die Lüdenscheider Str. stadteinwärts fuhren stieg die Spannung ins Unermessliche!! Und ich fragte meinen Vater: "Wo ist denn unser Haus? Wie weit ist es denn noch?" Er antwortete: "Siehst Du da vorne wo Kleinhans steht? Davor ist unser Haus!" "Dieses schwarze hässliche Haus", sagte ich, "das so klein ist?!??" "Ja, da kann man Brillen kaufen", und mein Vater fing an mir Wipperfürth schön zu reden.

 

 
Ich war anfangs nicht so begeistert. Die Schieferplatten-Fassaden waren für mich sehr ungewohnt und alles so klein! Aber dann fing ich an die Wipperfürther-Sportwelt zu entdecken. Und so begann die Freundschaft zwischen Wipperfürth und mir.

Zwischenzeitlich wurde das Restaurant in Frankfurt weiterveräußert und der Wohnbereich über der Pizzeria weiter verschönert, so dass man sich nicht wie auf einer ständigen Baustelle fühlen musste.

 

(Giuseppe 1999)

 

(Nina 2003)

 

Und wie es für die meisten Gastronomenkinder ist, auch hier ist die Pizzeria wieder zu einer Spielwiese für die Kinder. Dadurch, dass Wipperfürth so klein war, hat man viele Bekanntschaften über die Pizzeria gemacht und so wurden im Laufe der Jahre viele Gäste zu Stammgästen und einige zum Inventar!

Nun sind 25 Jahre vergangen und wenn ich so zurückblicke, dann danke ich meinen Eltern, dass sie uns aus der Betonlandschaft ins Grüne gebracht haben. Ich erinnere mich gerne an eine schöne Kindheit in Wipperfürth zurück.

 
Die Pizzeria wird es noch ein paar Jahre geben, aber wer weiß wie lange noch?!

Also denn, buon appetito!

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